Hypothyreose

 

Thyroidea-Dysfunktionen sind mit mehreren zielgerichteten Therapien und Immunotherapien assoziiert. Dazu zählen Tyrosinkinase-Inhibitoren, Thalidomid, Lenalidomid, Bexaroten, Radiojod-Therapie, Denileukin Diftitox, Alemtuzumab, Interferon-alpha, Interleukin-2, Ipilimumab und Tremelimumab.
Die Hypothyreose ist die häufigste durch die Behandlung mit Multikinase-Inhibitoren verursachte Endokrinopathie.294 Sie wird grob in zwei Kategorien eingeteilt: die rezidivierende Hypothyreose und die neu auftretenden Hypothyreose. Bei ersterem handelt es sich um eine bekannte vorbestehende Hypothyreose bei thyroidektomierten Patienten, die mit exogener Hormonsupplementierung kontrolliert wird.295 120 Sie wurde mit Substanzen wie Imatinib, Sorafenib, Sunitinib und Bexarotene beobachtet und manifestierte sich als erhöhte TSH Spiegel bereits zwei Wochen nach Therapiebeginn. Vermutlich wird diese Form der Hypothyreose durch eine erhöhte Aktivität der Typ 3 Deiodinase verursacht. Diese führt zu einem gesteigerten Triiodthyronin (T3) und Thyrosin (T4) Metabolismus mit erhöhter Clearance.296 297 
Der Mechanismus der neu auftretenden Hypothyreose bei zuvor euthyreoten Patienten, die mit Multikinase-Inhibitoren sowie Thalidomid und Lenalidomid behandelt werden, ist derzeit noch unbekannt.298 

Das Management der Hypothyreose ist wichtig, um die damit assoziierten Symptome wie z.B. die Fatigue oder Obstipation zu kontrollieren. Aufgrund der Komplexität des klinischen Bildes bei Tumorpatienten können jedoch die Symptome der Thyroidea-Dysfunktion irrtümlicherweise auch der Tumorerkrankung zugeordnet oder als Nebenwirkung der Antitumortherapie interpretiert werden.299 300 Deshalb sind Thyroidea-Dysfunktionen bei Tumorpatienten gerne unterdiagnostiziert, was die Lebensqualität der Patienten vermindert, schlimmstenfalls sogar zu Dosisreduktion der Antitumortherapie führen kann. Folglich ist es wichtig, dass der Kliniker die Hypothyreose bei Patienten mit Symptomen wie Fatigue, Obstipation, Bradykardie, Hypothermie, Gewichtszunahme, trockene Haut oder Haare und brüchige Nägel in die Differentialdiagnose einbezieht respektive die Patienten während der Therapie hinsichtlich dieser Symptome überwacht.295 Auch erhöhte Kälteempfindlichkeit, Heiserkeit, Myalgien, Arthralgien oder Depressionen können mögliche Symptome einer Hypothyreose sein. Wird eine Hypothyreose bestätigt, ist sie mit Levothyroxin Substitution zu behandeln.295 298 301 302 

Vor Therapiebeginn mit zielgerichteten Substanzen, die zu Hypothyreose führen können wie die Immunmodulatoren Thalidomid und Lenalidomid oder TKI-Inhibitoren, ist es sinnvoll eine Bestimmung des TSH-Spiegels als Referenzwert vorzunehmen oder um eine allfällige Hypothyreose vor Behandlungsbeginn zu erfassen.295 298 301 303 304 Bei Patienten mit abnormalen TSH-Spiegeln sollte zusätzlich das freie Thyroxin gemessen werden.295 298 Danach sollte das TSH in regelmässigen Abständen kontrolliert werden. Bezüglich der Häufigkeit des benötigten Monitorings sind sich die Autoren nicht einig. Einige Autoren schlagen eine Überprüfung alle 2-3 Monate vor, andere sprechen von 1-2 Monaten.298 303 305Bei Patienten unter TKI-Therapie, die bereits Levothyroxin substituieren sollte das TSH alle Wochen überprüft werden. Sind die TSH Spiegel und die Levothyroxin Dosis einmal stabil, kann das TSH alle 2 Monate kontrolliert werden.

© Cancerdrugs GmbH, last update 18.02.2016.
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