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Neuropathie/Polyneuropathie

  • Die Polyneuropathie ist bei KrebspatientInnen häufig. 
  • Sie manifestiert sich mit sensiblen, motorischen und autonomen Symptomen. Kombinationen der Symptome sind häufig.
  • Ab sensorischen Störungen Grad 2 (gemäss CTCAE: moderate Symptome, instrumentelle Aktivitäten des Alltags einschränkend) Einbezug eines Neurologen.
  • Bei Symptomen sollte frühzeitig eine klinisch-neurologische Untersuchung und gegebenenfalls eine Elektroneuro- und -myographie durchgeführt werden. 
  • Sensible Plus-Symptome sprechen gut auf Pregabalin, Gabapentin oder Amitriptylin an. 
  • Motorische Symptome müssen mit Hilfsmitteln (z.B. Peronaeusschiene) und physiotherapeutisch behandelt werden. 
  • Therapieunterbruch, -abbruch und Dosisanpassungen sollten immer erst nach erfolgter Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen erfolgen. 

Die Polyneuropathie ist eine häufige neurologische Komplikation bei KrebspatientInnen. Ihre Ursache ist bedingt durch die Krankheit selbst (maligne Infiltration mehrere Nervenwurzeln, Ablagerung von Eiweissprodukten und Antikörpern, paraneoplastisch, Critical-Illness-Neuropathy), durch Begleiterkrankungen (z.B. Hypovitaminosen bei Mangelernährung und Kachexie, Malabsorption, Diabetes mellitus, Alkoholismus) oder durch die Nebenwirkungen von Anti-Tumor-Medikamenten (Thalidomid, Bortezomib, Vincristin, Cisplatin, Taxane etc.). Die Symptome können sensibel (Taubheitsgefühl, Kribbelparästhesien, Gangunsicherheit, Schwindel), motorisch (Lähmungen, Schwäche, Krämpfe) oder autonom sein (Ruhetachykardie, Blasen- und Mastdarmstörungen, Okulomotorikstörung, Schweisssekretionsstörungen). Häufig findet sich jedoch ein kombinierter Befall des peripheren Nervensystems (z.B. hereditäre Neuropathien), bei Platinderivaten auch eine bevorzugte Schädigung der sensiblen Ganglienzellen (toxische Neuronopathie). Bei entsprechenden Symptomen sollte schon frühzeitig eine klinisch-neurologische Untersuchung und gegebenenfalls eine ergänzende Elektroneuro- und -myographie durchgeführt werden, um die Ätiologie genauer eingrenzen zu können. Bei Prädispositionen für die Entwicklung einer Neuropathie unter eine antineoplastischen Therapie wie Diabetes mellitus oder Vorerkrankungen des peripheren Nervensystems empfiehlt sich eine neurologische Standortbestimmung vor Applikation der antineoplastischen Therapie. Nach wie vor gilt, dass 40-50% der Polyneuropathien jedoch diagnostisch ungeklärt bleiben. 

Chemotherapie-bedingte Polyneuropathien bilden sich in der Regel nach Absetzen der Therapie und abhängig vom Aussmass der Schädigung allgemein gut zurück, nur selten verstärken sie sich noch nach Absetzen des auslösenden Medikamentes. Sensible Plus-Symptome wie Kribbeln, Brennen, Reissen sprechen gut auf eine Therapie mit Pregabalin, Gabapentin oder Amitriptylin an. Zur Vermeidung von zentralnervösen Nebenwirkungen empfiehlt sich ein langsames Eindosieren („Start slow, go slow“). Motorische Symptome sollten mit Hilfsmitteln (Peronaeusschiene) und physiotherapeutisch behandelt werden.

 

© Cancerdrugs GmbH, last update 18.02.2016.
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