Dysgeusie

Dysgeusie betrifft 46-77% der Tumorpatienten unter Chemotherapie.89 Bei vielen Patienten verschwindet die Dysgeusie bis drei Monate nach Beendigung der Chemotherapie. Bei etwa15% der Patienten bleibt die Dysgeusie jedoch auch nach Beendigung der Chemotherapie bestehen.91 
Dysgeusie hat einen beträchtlichen Effekt auf verschiedene Aspekte der Lebensqualität, insbesondere auf Fatigue und Appetitverlust, welcher wiederum zu Gewichtsverlust führen kann.90 

Hovan et. al konnten in ihrem systematischen Review keine signifikante Besserung der Dysgeusie durch verschiedene Behandlungsmethoden aufzeigen:91 Die Resultate von Studien mit Zink zeigten kontroverse Resultate,92 in einer Studie mit Zink Supplementierung erwies sich die Substanz nur als gleich wirksam wie Placebo,92 Amifostin-Gabe schien einen bescheidenen Effekt auf den Schweregrad der Dysgeusie zu haben, diätische Beratung zeigte bei einigen Patienten einen bescheidenen Benefit.91 

Derzeit gibt es also weder ein Arzneimittel zur Behandlung der Chemotherapie-induzierten Dysgeusie noch evidenzbasierte Richtlinien für deren Management.92Lediglich Veränderungen der Essenszubereitung konnten bei gewissen Patienten eine Verbesserung der Dysgeusie bewirken,9495 diese Vorschläge müssen jedoch wegen individuellen Variationen der Dysgeusie auf individueller Basis festgelegt werden. Nicht-pharmakologische Managementstrategien und Patienteninstruktion waren bis anhin der Hauptpfeiler bei der Behandlung der Dysgeusie. Literatur solcher Interventionen ist jedoch selten und liefert auch keinen soliden Beweis für deren Wirksamkeit.92 

Hong et al.94 und Rehwaldt et al.95 sowie das Amerikanische Institut für Krebsforschung96 empfehlen folgende Selbstmanagement-Strategien, um den Geschmack des Essens bei Dysgeusie zu verbessern: 

  • Konsumieren von kaltem Essen
  • Kein Gebrauch von Metall-Besteck
  • Vermehrte Zugabe von Gewürzen, wie Salz, Oregano, Basilikum, Zimt und Ginger
  • Wahl von Proteinlieferanten mit mildem Geschmack wie Hühnchen, Truthahn, Tofu, Milchprodukte und Eier
  • Reduzieren von Nahrungsmitteln mit bitterem oder metallischem Geschmack wie Kaffee, Schokolade und rotes Fleisch
  • Marinieren von Fleisch zur Geschmackänderung
  • Wählen von gefrorenen Früchten wie Melonenbällchen, Trauben oder Orangen
  • Zugabe von Fett und Saucen zum Essen
  • Lutschen von harten, zuckerfreien Bonbons
  • Mehr Wasser mit den Mahlzeiten trinken, um das Schlucken oder Runterwaschen von schlechtem Geschmack zu vereinfachen
  • Mehrere kleine Mahlzeiten mehrmals täglich essen

 

© Cancerdrugs GmbH, last update 18.02.2016.
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