Rückenschmerzen
- Ausschluss einer strukturellen Ursache (Metastase, Fraktur etc.).
- immer an eine drohende Rückenmarkkompression denken, insbesondere bei Schmerzen, die ausstrahlen und mit Sensibilitätsstörungen einhergehen
- Gute Analgesie.
- Sekundärprävention und baldige Rückkehr zum normalen Tagesablauf.
- Analgesie mit Paracetamol (nicht bei Imatinib), bei ungenügender Wirkung, Schmerztherapie nach dem Stufenschema der WHO.
- Ausschluss einer Myelokompression bei neu auftretender Lähmungen der Extremitäten sowie Blasen-Mastdarmstörungen.
Hinter dem uniformen subjektiven Symptom akuter Rückenschmerzen können sich sehr unterschiedliche Krankheitsbilder verbergen. Dies hat unmittelbare therapeutische Implikationen. Bei neu auftretenden, persistierenden Rückenschmerzen muss bei Tumorpatienten eine Metastase ausgeschlossen werden. Rückenschmerzen bei Tumorpatienten sollten immer auch an eine drohende Myelokompression denken lassen, insbesondere wenn sie ausstrahlen und mit Sensibilitätsstörungen einhergehen.164 Weitere mögliche Hinweise auf eine Myelokompression sind neu auftretende Lähmungen der Extremitäten sowie Blasen- und Mastdarmstörungen. Der Patient muss deshalb instruiert werden, sich bei dieser Symptomatik sofort beim Arzt zu melden.
Die Kompression des Spinalkanals mit drohendem oder beginnendem Querschnittssyndrom stellt immer einen Notfall dar, der sofortige Diagnostik und Therapie erfordert. Bei einer drohenden Myelokompression verspüren mehr als 90% der Patienten Rückenschmerzen, mehr als 75% klagen über muskuläre Schwäche. Weitere, möglich Symptome sind symmetrische, seltener einseitige Parästhesien, Sensibilitätsstörungen, Sphinkterinsuffizienz und motorische Ausfälle. Bei jeder metastatisch bedingten Kompression des Spinalkanals, auch schon beim Verdacht, sind Glukokortikosteroide absolut indiziert. Die Diagnosestellung erfolgt mittels neurologischer Untersuchung und radiologischer Abklärung. Bei akut einsetzender Kompression muss die Therapie innerhalb von 6-9 Stunden erfolgen, bei protrahierter Entwicklung über mehrere Stunden bis Tage können selbst 7-14 Tage nach Beginn der Symptomatik einsetzende Massnahmen noch erfolgreich sein.164
Bei akuten Rückenschmerzen ohne klar definierte strukturelle Ursache (wie z.B. Metastase, Fraktur, Spondylarthropathie, Infekt, Diskushernie) ist das Ziel bei Patienten in verhältnismässig gutem Allgemeinzustand eine gute Analgesie, Sekundärprävention und die möglichst baldige Rückkehr zum normalen Tagesablauf. Die Weiterführung der normalen Alltagsaktivität ist sehr wichtig. Nur in Ausnahmefällen sollte der Patient im Bett bleiben, da Bettruhe die Schmerzen eher verstärkt und die Genesung verzögert.
Im Allgemeinen stehen nicht steroidale Antirheumatika an erster Stelle. Um das Blutungsrisiko unter zytostatischer Therapie zu minimieren, sollte Acetaminophen/Paracetamol eingenommen werden (mit Ausnahme von Imatinib, da Imatinib in vitro die O-Glucuronidierung von Paracetamol hemmt, hier eignen sich Opioide, Codein oder andere Opiate sowie Metamizol). Dabei kann die manuelle Therapie in gewissen Fällen eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Behandlung bilden. Allerdings muss bei metastasierenden Krankheiten und Rückenschmerzen wegen der Gefahr von Frakturen bei möglichen Osteolysen besondere Vorsicht gelten bzw. müssen sanftere Therapieformen gewählt werden. Ist die Analgesie nicht ausreichend, kann die Schmerztherapie nach dem Stufenschema der WHO weitergeführt werden (siehe Stufe II und III der Tabelle unten). Physikalische Massnahmen, z.B. die Anwendung von Kälte zur Schmerzlinderung oder Wärme als lokal durchblutungsfördernde Massnahme, sollten im Sinne von Selbsthilfestrategien instruiert und vom Patienten selbst angewendet werden. Präventive Massnahmen wie regelmässiges Durchführen von Rückenübungen, leichtes Krafttraining und regelmässige leichte sportliche Betätigung oder auch ergonomische Verbesserungen im Alltag und am Arbeitsplatz sollten in Betracht gezogen werden, um Rezidiven vorzubeugen.
Tabelle 1: Medikamentöse Schmerztherapie nach dem WHO-Stufenschema
Stufe I
Einsatz von Nicht-Opioid-Analgetikum Adjuvantien/Koanalgetika.
Bei ungenügender Wirksamkeit Übergang auf WHO-Stufe II.
Stufe II
Schwache Opioide (z.B. retardiertes Tramado-l 100-200 mg 2x täglich) mit Nicht-Opioid-Analgetikum Adjuvantien/Koanalgetika.
Stufe III
Bei weiterhin bestehender Ineffizienz, Einstellung (nach dem Basis-Bolus-Prinzip) auf starke Opioide (oral oder transdermal) Nicht-Opioid-Analgetikum Adjuvantien/Koanalgetika.
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