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Muskelverhärtungen und Muskelkrämpfe unter TKI

 

Die häufigsten nicht hämatologischen Nebenwirkungen von Imatinib sind Ödeme und Muskelkrämpfe.163 Bei wiederholten Muskelkrämpfen lohnt sich eine Kontrolle des Kalziumspiegels zum Ausschluss einer Hypokalzämie. TKI-assoziierte Muskelkrämpfe und muskuloskelettale Schmerzen können mit erhöhter Flüssigkeitsaufnahme, Verabreichung von Kalzium und Kalium-Supplementen sowie Tonic Water behandelt werden. Tonic Water wird aufgrund seines Chiningehalts empfohlen.162
Bei Magnesiummangel kann die Magnesiumsubstitution oral erfolgen, was allerdings zu Diarrhö führen kann.
 

Die lokale Applikation von schmerzlindernden und verspannungslösenden Cremen und Gels kann Linderung verschaffen.

Weitere Informationen 
Muskelkrämpfe sind eine Störung, deren Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Bei jungen Erwachsenen wird ihre Häufigkeit mit15 % angegeben bei Älteren steigt sie auf mehr als 50 %:322 Untersuchungen bei ambulant behandelten Senioren ergaben eine Prävalenz von 35–60 % und in einer Studie gaben 40 % der Patienten an, mehr als drei Krämpfe pro Woche zu haben.323 Frauen leiden öfters unter Muskelkrämpfen als Männer, schwangere Frauen haben sogar ein 6-fach erhöhtes Risiko.324 Als prädisponierende Faktoren wurden u. a. Schlafmangel, Alkohol, Kaffeegenuss, Exsikkose und muskuläre Aktivität beschrieben.325 

Typische nächtliche Bein- oder Wadenkrämpfe sind meist harmlos.325 In der Regel erfordern sie nach einer sorgfältigen Anamnese keine weitere ausführliche Diagnostik. Jedoch kann es bei atypischen Formen und bei einer Häufung der Muskelkrämpfe notwendig werden, Erkrankungen des peripheren Nervensystems, extrapyramidale oder metabolische Störungen sowie endokrine und vaskuläre Erkrankungen auszuschliessen (siehe Tabelle unten).326 So werden Beschwerden bei Polyneuropathien oder beim Restless-legs-Syndrom von den Patienten nicht selten als „Krämpfe in den Beinen“ bezeichnet, wobei eine sorgfältige Anamnese die korrekte Einordnung meist ermöglicht.327

Arzneimittel-induzierte Muskelkrämpfe 
Viele Arzneimittel werden in der Literatur mit Muskelkrämpfen assoziiert. Dabei ist ein Kausalzusammenhang jedoch nur für wenige gesichert. Treten die Muskelkrämpfe in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Einnahme eines Arzneimittels auf, verstärkt dies die Vermutung arzneimittel-induzierter Muskelkrämpfe. Besteht im Praxisalltag ein entsprechender Verdacht, lohnt ein Blick in die Fachinformation.326 

Unter Imatinib, sind Muskel- oder Wadenkrämpfe sehr häufig: In randomisierten Studien traten sie 25−40 % häufiger auf als unter Plazebo - bei jedem zehnten Patienten waren sie schwer. Unter Dasatinib und Nilotinib werden Muskel- oder Wadenkrämpfe häufig (1−10 %) beobachtet. Für andere Tyrosinkinase-Hemmer ist keine Häufung von Muskelkrämpfen beschrieben.326
In randomisierten Studien sind Wadenkrämpfe unter Tamoxifen, Raloxifen und Bazedoxifen beschrieben (etwa 5 % häufiger als unter Plazebo). Weitere Arzneimittel, unter denen Waden- oder Muskelkrämpfe mit einer Häufigkeit von 1−10 % auftreten sind Ciclosporin, Tacrolimus und Temsirolimus. Auch das Gestagen Medroxyprogesteronacetat verursacht in höherer, zur Therapie von Mammakarzinomen eingesetzter Dosierung, häufig Waden- oder Muskelkrämpfe (um 5 %). Gelegentlich bis häufig können Muskelkrämpfe unter Parkinsonmitteln (Levodopa und Carbidopa), Antidementiva (Donezepil) oder Psychostimulanzien (Modafinil oder Methylphenidat) auftreten. Unter Bisphosphonaten(Alendronat, Pamidronat und Zolendrona) sind sie als gelegentlich beschrieben (0,1 %–1 %). In verschiedenen Übersichtsarbeiten zur Ätiologie von Waden- und Muskelkrämpfen werden Diuretika als mögliche Auslöser erwähnt.326

Nicht-pharmakologische Behandlung 
Als Methode zur Unterbrechung des akuten Krampfes wird empfohlen, die betroffenen Muskeln passiv zu dehnen und die Antagonisten anzuspannen. Zur Vorbeugung nächtlicher Wadenkrämpfen soll eine Spitzfussstellung vermieden werden.325 Neuere Studien belegen die Wirksamkeit von Streck- und Dehnungsübungen vor dem Schlafengehen.328

Imatinib-induzierte Muskelkrämpfe 
Muskelkrämpfe unter Imatinib treten im Allgemeinen an den Händen, Füssen, Waden und Oberschenkeln auf. Die Krämpfe ändern sich über längere Zeit kaum weder hinsichtlich Muster, Häufigkeit und Schweregrad. Meist haben sie beständige Auslöser und die Patienten berichten, dass sie mehrheitlich nachts oder bei Kraftanstrengung auftreten. Im Generellen können sie ohne Dosisreduktion oder Unterbruch behandelt werden.329

Pharmokologische Therapien 
Obwohl Patienten unter Imatinib-Therapie weder zu tiefe Kalzium oder Magnesium Werte aufwiesen, zeigte der Gebrauch von Kalziumsupplementen eine Besserung der Muskelkrämpfe und auch Magnesiumsupplemente konnten gelegentlich hilfreich sein.329 Doppelblindstudien zur Behandlung von Muskelkrämpfen mit oral eingenommenen Chinin belegten, dass es die Frequenz und Intensität nächtlicher Wadenkrämpfe reduzierte.330 Trotzdem hat die FDA im 2006 den Handel frei verkäuflicher, chininhaltigen Präparaten aufgrund von schweren Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen, Thrombozytopenien oder Herzrhythmusstörungen untersagt.331 Aufgrund seines Chiningehalts wird nun Tonic Water empfohlen.332

Oft werden Muskelkrämpfe mit Magnesium behandelt. Eine kleine Doppelblindstudie bei schwangeren Frauen zeigte für Magnesiumtabletten verglichen mit Plazebo eine signifikanten Abnahme von Wadenkrämpfen.330 331 Allerdings konnten Untersuchungen in anderen Patientenkollektiven keinen signifikanten Unterschied zwischen Magnesium und Plazebo aufzeigen. Im Generellen ist Magnesium gut verträglich. Vorsicht bei der Magnesiumgabe gilt allerdings bei Patienten mit Niereninsuffizienz, Herzrhythmusstörungen oder Störungen der motorischen Endplatte (z. B. Myasthenia gravis) (4). Lindemuth R: In: Diener HC, 2008; 

Auswahl an Erkrankungen und Störungen, die Muskelkrämpfe verursachen können 

neurologische Erkrankungenendokrine Erkrankungenmetabolische Erkrankungenvaskuläre Erkrankungenandere Ursachen
Motoneuron-Erkrankung
Radikulopathie Polyneuropathie Restless-legs-Syndrom
Dystonie Akathisie
spezielle Epilepsien zerebrale Spastik
Morbus Addison Hyperthyreose Hypothyreose Diabetes mellitus  Hypomagnesiämie Hypokalzämie Hyperkaliämie Hyponatriämie Hypoglykämie Alkalose PAVK
Venenerkrankungen
Raynaud Syndrom
Niereninsuffizienz (v.a. Dialyse)
Leberzirrhose
Myopathien
Toxine(Strychnin, Blei, Tetanus)
Arzneimittel
Alkohol
Schwangerschaft

 

© Cancerdrugs GmbH, last update 18.02.2016.
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