Muskelschwäche

  • Die Ätiologie einer Muskelschwäche kann infektiös, hereditär, endokrin, inflammatorisch, rheumatologisch oder metabolisch bedingt sein. Auch Elektrolytstörungen oder Arzneimittel können Muskelschwäche bewirken.
  • Das Leitsymptom der Arzneimittel-induzierten Myopathie ist eine Schwäche der proximalen Muskulatur (z.B. Steroid-Myopathie).
  • Da viele Arzneimittel-induzierte Myopathien im Frühstadium potentiell reversibel sind, sollte der Arzt eine toxische Myopathie frühzeitig erkennen und therapieren.
  • Erhöhte CK-Spiegel sind für die Diagnose einer Myopathie nicht ausreichend.
  • Zum Ausschluss wichtiger Differentialdiagnosen kann eine Muskelbiopsie notwendig werden
  • Differentialdiagnostisch müssen Fatigue und endokrine Störungen wie Hyperparathyreoidismus, Hypo- oder Hyperthyreose in Erwägung gezogen werden.
  • Zur Behandlung sollte das verursachende Medikament wenn möglich abgesetzt oder die Dosis reduziert werden.
  • Dosisänderungen und Therapieabbruch nur in Absprache mit dem behandelnden Onkologen.

Muskelschwäche ist eine häufige Beschwerde in der Hausarzt-Praxis. Sie kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Bei der Diagnosestellung muss die Muskelschwäche erst von Fatigue oder Asthenie unterschieden werden.310 Beginn, Verlauf, klinische Präsentation und Schweregrad der Muskelschwäche helfen dem Arzt zusammen mit assoziierten Symptomen, der Medikamente- und Familienanamnese zu differenzieren, welche Ätiologie der Muskelschwäche vorliegt. Dabei kann es sich um eine infektiöse, neurologische, endokrine, inflammatorische, rheumatologische oder metabolische Ursache handeln, auch Elektrolytstörungen oder Arzneimittel können Muskelschwäche induzieren.311 

Eine Arzneimittel-induzierte oder toxische Myopathie wird als akute oder subakute Manifestation myopathischer Symptome wie Muskelschwäche, Myalgie, Erhöhung der Kreatinkinase oder Myoglobinurie bei Patienten ohne Muskelerkrankung unter Therapie mit bestimmten Arzneimittel definiert.312
Das Leitsymptom der Arzneimittel-induzierten Myopathie ist eine Schwäche der proximalen Muskulatur. Weitere Merkmale sind erhöhte Muskelenzymwerte, elektromyographische Veränderungen und histologische Veränderungen. Einige Arzneimittel-induzierte Myopathien sind mit einer Neuropathie assoziiert.313 Das klinische Spektrum der toxischen Myopathie reicht von der asymptomatischen Erhöhung der CK (Kreatinkinase) bis zur schwerwiegenden Rhabdomyolyse mit Myoglobinurie. 

Das Muskelgewebe scheint aufgrund seiner Masse, der starken Durchblutung und des mitochondriellen Energiemetabolismus besonders empfänglich für Arzneimittel-induzierte Schäden zu sein.314 315 Da viele Arzneimittel-induzierte Myopathien im Frühstadium potentiell reversibel sind, ist es besonders wichtig, dass der Arzt eine toxische Myopathie frühzeitig erkennt und therapiert, um irreversible Schäden zu vermeiden.314 

Typischerweise treten die Symptome einer Myopathie Wochen oder Monate nach der Administration des Arzneimittels auf und bessern sich respektive klingen innerhalb einiger Wochen nach Absetzten des Medikaments ab. Erhöhte CK-Spiegel sind für die Diagnose einer Myopathie nicht ausreichend. Häufig ist eine Muskelbiopsie notwendig, um eine Myotoxizität nachzuweisen und andere mögliche Ursachen einer Muskelschwäche bzw. erhöhter CK-Spiegel differentialdiagnostisch auszuschliessen.314 

Da die Differentialdiagnose muskulärer Beschwerden sehr breit sein kann, sind toxische Myopathien meist eine Ausschlussdiagnose. Endokrine Störungen wie Hypo- oder Hyperthyreose und Hyperparathyreoidismus sind häufige Ursachen erhöhter CK-Spiegel und einer Muskelschwäche. Sie sollten immer in Betracht gezogen werden, wenn eine toxische Myopathie vermutet wird. Ebenso können hereditäre Myopathien die Symptome einer Arzneimittel-induzierten Myopathie imitieren. Auch Metabolische Störungen wie Glykogen- oder Lipid Speicherkrankheiten, mitochondriale Myopatien oder ernährungsbedingte Mängel können zu erhöhtem CK-Spiegel, Myalgie oder Muskelschwäche führen. Entzündliche Krankheiten wie Polymyositis, Dermatomyositis oder Einschlusskörpermyositis sollten differentialdiagnostisch erwogen und durch eine Muskelbiopsie ausgeschlossen werden, da diese Störungen andere therapeutische Implikationen haben.314 

Muskelschwäche kann auch ein motorisches Symptom einer Polyneuropathie sein, die mit zahlreichen Tumortherapien assoziiert wird. 

An eine Arzneimitttel-induzierte Myopathie sollte gedacht werden, wenn vor Therapiebeginn keine Muskelerkrankung respektive -Beschwerden bekannt waren und keine andere Ursache der Myopathie erkennbar ist. Wird eine Arzneimittel-assoziierte Myopathie vermutet, sollte das verursachende Medikament abgesetzt oder die Dosis reduziert werden. Dabei unterstützt die Abnahme der Symptome nach Therapieabbruch die Diagnose der Arzneimittel- induzierten Myopathie.

 

© Cancerdrugs GmbH, last update 18.02.2016.
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