Hitzewallungen
Bekannte Auslöser von Hitzewallungen im Rahmen der natürlichen Menopause sind scharfes Essen, Haarfönen oder Ängste.
Über Faktoren, die im Rahmen der endokrinen Therapie diese Beschwerden auslösen, ist gegenwärtig aber noch nicht viel bekannt 50. Sinnvoll ist es, ein Tagebuch über Situationen, in denen Hitzewallungen auftreten zu führen. Damit können individuelle Trigger zukünftig gemieden werden.
Wichtig ist es, die Patientin darüber zu informieren, dass sich die Beschwerden bei vielen Frauen unter endokriner Therapie mit der Zeit besser.
Nicht pharmakologische Interventionen
Einige Frauen profitieren vom Tragen übereinander liegender Kleider, welche sie beim Auftreten einer Hitzewallung ausziehen können sowie von Materialen aus natürlichen Fasern 50. Auch Methoden zur schnelle Abkühlung wie z.B. Befeuchtungssprays oder Feuchttücher können effektiv sein 51.
Es ist nicht belegt, dass Hitzewallungen sich durch Änderungen des Lebensstilswie Bewegung, Erlangen des Normalgewichts und Rauchentwöhnung verbessern. Allerdings sind die Symptome bei stark übergewichtigen Frauen und Raucherinnen stärker ausgeprägt 52. Auch besteht Evidenz, dass regelmässige Bewegung das Auftreten oder die Ausprägung von Hitzewallungen 53 und die Lebensqualität 54positiv beeinflussen kann.
Die komplementärmedizinische Behandlung mit natürlichen Isoflavonen (Phytoöstrogene) in Frauenwurz, Dong Quai (auch weiblicher Ginseng genannt), Rotklee oder Sojabohnen sowie Vitamin E wurde in Placebo-kontrollierten Studien untersucht. Es konnte für keine dieser Substanzen einen signifikanten Nutzen gezeigt werden 55 56 57 58 59. Die Studien bezüglich Akupunktur zeigten kontroverse Resultate 50.
Hingegen konnten Studien eine signifikante Besserung der Symptome durch Atemtraining und Entspannungstechniken (20 Minuten täglich) belegen 60. In einer Pilotstudie konnte eine 59%ige Abnahme der täglichen Hitzewallungen durch Hypnose beobachtet werden 61.
Pharmakologische Interventionen
Bei mässigen bis schweren Hitzewallungen lohnt es sich, die Gabe von Selektiven Serotonin Wiederaufnahmehemmern (SSRI) und Norepinephrin Wiederaufnahmehemmern (SNRI) oder Gabapentin als Erstlinientherapie in Betracht zu ziehen 50.
SSRI oder SNRI wurden für die Behandlung von menopausalen Hitzewallungen bei Frauen mit Brustkrebs getestet und werden in dieser Indikation weitläufig gebraucht. Daten von placebo-kontrollierten Studien deuten darauf hin, dass sie derzeit die effektivsten verfügbaren Substanzen zur Prävention von Hitzewallungen sind. 62Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Nausea, Mundtrockenheit, Schlafprobleme und Beeinträchtigung der Libido sind im Generellen mild und von kurzer Dauer. Die optimale Therapiedauer ist unbekannt. Bei Therapieende wird eine Ausschleichung empfohlen, um Absetzungssymptome zu vermeiden. Sollte Venlafaxin nicht wirksam sein, ist es sinnvoll Paroxetin zu versuchen und umgekehrt 50.
Unter Tamoxifen ist eine Behandlung mit Fluoxetin und Paroxetin nicht empfohlen, da die beiden Antidepressiva durch die Hemmung von Cytochrom P450 in vitro den Abbau von Tamoxifen zum aktiven Metaboliten stören. Dadurch wird die Tamoxifenwirkung abgeschwächt 50.
SSRI oder SNRI sind bei Frauen unter Monoaminooxidase-Inhibitoren kontraindiziert und sollten, aufgrund des Risikos eine Manie zu induzieren, wenn möglich nicht bei Frauen mit bipolaren Störungen verabreicht werden. Spricht die Patientin während 4 Wochen nicht auf die Therapie an, ist die Behandlung wahrscheinlich nicht wirksam. Gabapentin ist eine mögliche Alternative für Frauen, bei denen SSRI und SNRI nicht eingesetzt werden können bzw. bei denen sie nicht wirksam sind. Gabapentin hat keine absoluten Kontraindikationen, verursacht keine sexuelle Dysfunktion und scheint in dieser Indikation und Dosierung (900mg/Tag) gut verträglich. Ausserdem verursacht es keine Absetzungsymtome 50.
Auch der zentral wirksame alpha-adrenerge Agonist Clonidin konnte die Häufigkeit von Hitzewallungen signifikant reduzieren 63 64. Die Applikation ist auch transdermal erhältlich. Dabei hatte die Dosis zur Behandlung von Hitzewallungen (0,1mg/Tag) keinen Einfluss auf den Blutdruck 63.
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