Diarrhö

 
  • Zur Prävention: Meiden würziger oder fetthaltiger Speisen, alkohol- und koffeinhaltiger Getränke sowie ballaststoffreicher Nahrung.
  • Bei Diarrhö Kostanpassung (BRAT Diät, s. unten) und Loperamid zur Verminderung der Darmtätigkeit.
  • Therapieunterbruch, -abbruch und Dosisanpassungen sollten immer erst nach erfolgter Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen erfolgen.

Schweregrade der Diarrhö nach CTCAE Version 4.03 (Common Toxicity Criteria of Adverse Events)

CTC Grad 1   

CTC Grad 2   

CTC Grad 3   

CTC Grad 4   

CTC Grade 5   

Erhöhung auf <4 Stuhlgänge täglich über den Basiswert; 
Leichte Erhöhung des Stoma-Outputs verglichen mit dem Basiswert.

 

 

 

Erhöhung auf 4-6 Stuhlgänge täglich über den Basiswert;
Mässige Erhöhung des Stoma-Outputs verglichen mit dem Basiswert.

Erhöhung auf ≥ 7 Stuhlgänge täglich über den Basiswert;
Inkontinenz; Hospitalisierung indiziert;
Starke Erhöhung des Stoma-Outputs verglichen mit dem Basiswert.
Einschränkung der alltäglichen Selbstständigkeit.

Lebensbedrohliche Konsequenzen; dringliche Intervention indiziert. 

Tod


Diarrhö ist mit einer Inzidenz von 50-80% eine der häufigsten akuten Nebenwirkung von Chemo- oder zielgerichteten Therapien (z.B. mit Tyrosinkinase-Inhibitoren).170 Unter Therapie mit Tyrosinkinase-Inhibitoren handelt es sich in den meisten Fällen um eine milde Form der Diarrhö. 
Diarrhö kann zu schwerwiegende Volumen- und Elektrolytstörungen mit renalen und kardiovaskulären Komplikationen, gefolgt von kostenintensiven Hospitalisierungen führen.170 Auch ist Diarrhö mit einem erhöhten Risiko infektiöser Komplikationen bei Patienten mit Chemotherapie-induzierter Neutropenie assoziiert.182
Generell sollte der Patient zur Vorbeugung Chemotherapie-induzierter Diarrhö instruiert werden, auf würzige und fetthaltige Speisen, alkohol- und koffeinhaltige Getränke, ballaststoffreiches Essen sowie motilitätsfördernde Massnahmen zu verzichten. Zur Prävention einer Diarrhö wurden auch gute Erfolge mit geriebenen Äpfeln erzielt, da durch das Reiben der Äpfel Pektin freigesetzt wird. 

Beim Auftreten von Diarrhö sollten Ursachen wie Durchfall-induzierende Nahrungsmittel und Medikamente(z.B. Laxantien), Infektionen (C. difficile, etc.) oder Darmobstruktionen ausgeschlossen werden. Hilfreich sind ein Blutbild mit Differential, um eine Neutropenie auszuschliessen und Blutteste zur Beurteilung der Nierenfunktion oder möglicher Elektrolytstörungen sowie eine Stuhluntersuchung bei persistierender Diarrhö.182 183
Um Therapieunterbrüche respektive –abbrüche und auch Komplikationen bei Diarrhö zu vermeiden ist es wichtig, bereits früh mit einer Therapie zu beginnen. 
Dazu sollte einerseits reichlich Flüssigkeit zur Rehydrierung aufgenommen werden, andererseits eine Kostanpassung erfolgen sowie auf viele kleine Mahlzeiten umgestellt werden. Die empfohlene Diät besteht in laktosefreier, ballaststoffarmer Kost, der sog. BRAT-Diät (Bananen, Reis, Apfelbrei, Toast)170 mit vermehrter Einnahme von Kohlenhydraten. Mit Ausnahme von geriebenen Äpfeln und Bananen sollte möglichst auf die Einnahme von Früchten verzichtet werden. 

Die medikamentöse Standardtherapie bei Diarrhö ist die sofortige hochdosierte Loperamidgabe: Start mit 4 mg, dann 2 mg nach jedem weiteren flüssigen Stuhlgang.170 184 185 Dabei beträgt die maximale Tagesdosis 16 mg. 170 184 185Ist über 12 Stunden kein Durchfall aufgetreten, kann Loperamid abgesetzt werden. Nach Sistieren der Diarrhö sollten die Diätrestriktionen beibehalten werden.170
Bei infektiöser Genese der Diarrhö ist eine Darmmotilitätshemmung kontraindiziert.186 

Bei Persistenz der Diarrhö von Grad 1 oder 2 nach 24 Stunden kann die Loperamid Dosis auf 2mg alle 2 Stunden oder 4mg alle 4 Stunden erhöht werden. Diese Therapie sollte jedoch wegen der Gefahr eines paralytischen Ileus nicht länger als 48 Stunden dauern. Persistiert die Diarrhö Grad 1 oder 2 weiterhin, sollte auf Octreotid 100-150μg s.c. 3 Mal täglich (TID) gewechselt werden.170 182 Alternativ kann auch Opiumtinktur gegeben werden.170 186 Ausserdem sollte eine Stuhldiagnostik auf pathogene Keime erfolgen; bei vorangegangen Antibiose sollte nach Clostridiumtoxinen gesucht werden. 

Bei Progression der Diarrhö zu Schweregrad 3 und 4 trotz hochdosiertem Loperamid oder bei primär komplizierter Diarrhö (z.B. neutropenes Fieber, Dehydratation) empfiehlt sich folgendes Vorgehen: stationäre Krankenhauseinweisung, intravenöse Flüssigkeitssubstitution, ev. Wechsel auf Octreotid 100-150μg s.c . TID, Elektrolyt- und Blutbildkontrollen, Stuhluntersuchungen auf pathogene Keime,182 185 zusätzlich Breitbandantibiotika gemäss spitalinternen Richtlinien bzw. bei vorangegangener Antibiotikatherapie Untersuchung auf Clostridium difficile Toxin.170 
Ebenfalls hospitalisiert werden müssen Patienten, die zusätzlich an Nausea und insbesondere rezidivierendem Erbrechen leiden, so dass eine adäquate orale Hydrierung nicht möglich ist.182

Bei Diarrhö ab Grad 3 und 4 muss die Therapie bis zur Erholung abgebrochen werden. Dies sollte jedoch nur in Absprache mit dem behandelnden Onkologen geschehen. 
Bei Erholung kann die Therapie mit reduzierter Dosis 186 und ergänzenden supportiven Massnahmen wieder aufgenommen werden. 

weitere beigezogene Literatur: 1 2 3 4 5 19

 
© Cancerdrugs GmbH, last update 18.02.2016.
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