Ödeme

 
  • Bei einem generalisierten, eiweissarmen Ödem ist die Gabe von Diuretika unter Überwachung der Nierenfunktion das Mittel der Wahl.
  • CAVE: Erst eine begleitende Herz- oder Niereninsuffizienz als Ursache des Ödems ausschliessen.
  • Bei schwerer Flüssigkeitsretention sollten Dasatinib respektive Imatinib bis zur Besserung der Nebenwirkung auf Grad 1 in Absprache mit den Onkologen abgesetzt werden.
  • Dosisreduktion, Therapieab- und unterbruch immer erst nach Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen.

Flüssigkeitsretention ist unter TKI-Therapie häufig, insbesondere mit Imatinib und Dasatinib. Patienten unter Imatinib, die periphere Ödeme und generalisierte Flüssigkeitsretention entwickeln, sollten regelmässig gewogen und beobachtet werden.108 109 Salzrestriktion und Diuretika können hilfreich sein,110 obwohl Diuretika bei der Behandlung eines periorbitalen Ödems in der Regel unwirksam sind. Imatinib-induzierte Flüssigkeitsretention ist meist mild und erfordert keine Dosisreduktion, Unterbrechung oder gar Abbruch der Behandlung.111 112 Wie andere TKI-induzierte Toxizitäten, verbessern sich periphere Ödeme meistens im Laufe der Zeit.109 Dasatinib-induzierte Pleuraergüsse sind potentiell schwerwiegend und erfordern eine rasche Diagnose und Behandlung. 

Bei Patienten unter Dasatinib mit Grad 2-3 Pleuraerguss, sollte die Dasatinib-Therapie abgesetzt und eine kurze Behandlung mit Diuretika oder einem oralen Steroid initiiert werden.110 113 Die Patienten sollten instruiert werden, das Auftreten von Schmerzen in der Brust, Atemnot und trockener Husten sofort zu melden.114 Wird ein Pleuraerguss radiologisch bestätigt, sollte die Behandlung bis zur Besserung der Nebenwirkung auf Grad 1 unterbrochen werden. Orale Steroide können die Symptome schnell mindern. Wird die Behandlung wieder aufgenommen, sollte die Dasatinib-Dosis reduziert werden. Diuretika können hilfreich sein.114 Eventuell könnten Begleiterkrankungen (Autoimmunerkrankung, Hypertonie, Herz-Kreislauf-Erkrankung) eine Rolle bei der Entwicklung von Pleuraergüsse spielen. Patienten mit diesen Erkrankungen müssen engmaschig überwacht werden.112 

Mehr als 50% der Patienten unter Imatinib leiden an Ödemen. Die Ödeme sind dosisabhängig 115 116, ihr Auftreten korreliert mit dem Imatinib-Plasmaspiegel.117 Periorbitale Ödeme sind die häufigste Manifestation dieser Nebenwirkung. Normalerweise sind sie morgens stärker ausgeprägt. Auch Ödeme der unteren Extremitäten kommen vor, wenn auch weniger häufig.117 
Generelle Flüssgkeitsretention ist deutlich weniger häufig, kann aber auch Zeichen eines potentiell lebensbedrohlichen Syndroms sein. Weniger als 1% der Patienten in der chronischen Phase, aber 3% der Patienten in der Blastenkrise entwickeln dieses Syndrom. Es kann sich als Lungenödem, Pleura-oder Perikarderguss, Aszites, Anasarka und als zerebrales Ödem äussern. Zwei Patienten starben am Flüssgkeitsretentions-Syndrom: der eine an einem zerebralen Ödem,118 der andere an einem Lungenödem. Die Ätiologie des Imatinib-induzierten Ödems ist unbekannt.117 
Risikofaktoren sind weibliches Geschlecht, Alter über 65 Jahre, kardiale oder renale Insuffizienz. Bei älteren Patienten mit kardialer oder renaler Beeinträchtigung ist deshalb ein Therapiestart mit 300 mg Imatinib täglich zu empfehlen. Danach ist die tägliche Dosis auf 400 oder 600 mg zu erhöhen – je nachdem wie gut die Therapie toleriert wird.117 
Alle Patienten sollten eng hinsichtlich peripherer Ödeme oder Gewichtzunahme überwacht werden. Beim Auftreten peripherer Ödeme sollte so schnell wie möglich mit einer Diuretika-Therapie begonnen respektive die Diuretka-Dosis erhöht werden. Bei schwerer Flüssigkeitsretention sollte Imatinib abgesetzt und eine Diuretika-Therapie initiiert werden. Die Imatinib-Therapie kann unter Weiterführung oder Erhöhung der Diuretika-Behandlung in einer reduzierten Dosierung wiederaufgenommen werden.117

 

© Cancerdrugs GmbH, last update 15.02.2016.
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