Therapeutische Impfung gegen Lungenkrebs: Positive Ergebnisse*

Vorerst nur bei einer kleinen Patientengruppe bringt die therapeutische Impfung gegen Lungenkrebs positive Ergebnisse, berichten Schweizer Experten beim Lungenkrebs-Weltkongress in Wien. Die Vakzine ist noch im Frühstadium der klinischen Entwicklung. 

Wien/Basel, 5. Dezember 2016 – Derzeit ist die sogenannte Immuntherapie bei immer mehr Krebserkrankungen hoch im Kurs. Bei dem innovativen Ansatz geht es um das Lösen jener „Bremsen“, welche das körpereigene Abwehrsystem des Menschen daran hindern, den bösartigen Tumor anzugreifen. Im Rahmen der Forschungen zu Immuntherapien könnten innovative  Vakzinierungsansätze Erfolg versprechen, hieß es am Lungenkrebs-Weltkongress mit rund 6.000 Teilnehmern in Wien (IASLC 17th World Conference on Lung Cancer, 4. bis 7. Dezember).

Es geht dabei um die Krebsvakzine BI 1361849. Die Vakzine umfasst kleine Messenger-RNA-Ketten, welche für sechs Proteine von nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen kodieren, die nach der Impfung dann im Körper produziert werden. Das Injizieren der Vakzine soll über die Bildung der Karzinom-Proteine zu einer gesteigerten Immunantwort auf den Tumor führen. 

Dr. Alexandros Papachristofilou von der Universitätsklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie in Basel und seine Co-Autoren haben eine frühe Studie mit der Vakzine durchgeführt. Sie erfolgte noch an einem relativ kleinen Kreis von Patienten (26) und sollte vor allem mögliche Nebenwirkungen aufdecken sowie Hinweise auf immunologische Reaktionen auf die Vakzine bei den Geimpften geben. Eine statistische Aussage über eine Wirkung lässt sich aus solchen frühen Studien nicht ableiten. 

Die Kranken erhielten zwei Impfstoff-Dosen vor einer geplanten Strahlentherapie. Danach wurden die Impfungen wiederholt, gleichzeitig erhielten viele der Patienten (17 insgesamt) eine Chemotherapie (Pemetrexed, 15 Patienten) oder eine zielgerichtete Therapie (Tyrosinkinase-Hemmer, 2 Patienten). 

Das erste Ergebnis: Die meisten Patienten registrierten bloß geringe Nebenwirkungen auf die Vakzine, zum Beispiel Rötungen an der Impfstelle und grippe-ähnliche Symptome. Bei zwei der Geimpften kam es zu Abgeschlagenheit oder Fieberzacken. 

„Bei einem Erkrankten kam es zu einem partiellen Rückgang der Erkrankung. Er erhielt auch Pemetrexed. Bei 13 von 25 Patienten stabilisierte sich die Erkrankung, wobei bei zwei Betroffenen eine bemerkenswert lange Stabilisierung von 72 bzw. 54 Wochen Dauer auftrat“, betonte Dr. Papachristofilou. 

Eine „Krebsimpfung“, welche ja das Immunsystem gegen das Lungenkarzinom anheizen sollte, müsste eigentlich auch außerhalb des Wirkungsfeldes einer lokal effektiven Strahlentherapie eine Auswirkung haben. Anhaltspunkte für einen solchen Effekt wurden bei sieben Patienten beobachtet. Man konnte bei der Mehrzahl der Geimpften eine Immunantwort messen. Wegen der geringen Anzahl behandelter Patienten sind Schlussfolgerungen zur klinischen Wirksamkeit noch schwierig, aber der Impfstoff wurde in dieser Studie gut vertragen und löste bei der Mehrzahl der Patienten Immunantworten in Kombination mit Strahlentherapie, Pemetrexed oder Tyrosinkinase Hemmern aus, stellten die Experten abschließend fest.  

Quelle: IASLC-WCLC Abstract P3.02c-091 Alexandros Papachristofilou et al. - Final Phase Ib Results of RNActive® Cancer Vaccine BI 1361849 and Local Radiation as Maintenance Therapy for Stage IV NSCLC

 

* Medienmitteilung B&K - Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung

 

Abstract:

Background: 
Preclinical studies demonstrated that local radiotherapy (RT) acts synergistically with RNActive[® ]vaccines to increase tumor-infiltrating immune cells and enhance anti-tumor effects. BI 1361849 (CV9202) is an immunotherapeutic cancer vaccine comprising optimized mRNA constituents (RNActive[®]) encoding six NSCLC-associated antigens. Here we report clinical outcomes and immune response data of a phase Ib study, employing local RT and BI 1361849 in advanced NSCLC.

Methods: 
Patients (Pts) with stage IV NSCLC and a response or stable disease after first-line chemotherapy or therapy with an epidermal growth factor receptor tyrosine kinase inhibitor (EGFR-TKI) were enrolled in three cohorts based on histological and molecular NSCLC subtypes (non-squamous vs. squamous vs. EGFR-mutated NSCLC). Pts received two initial vaccinations with BI 1361849 prior to local RT to the primary tumor or a metastatic lesion (four consecutive daily fractions of 5 Gy), followed by further vaccinations until start of another treatment. Maintenance Pemetrexed (mP) and EGFR-TKIs were continued according to the label. Primary endpoint was safety; secondary endpoints included objective response, PFS and OS. Cellular and humoral immune responses were measured ex vivo by multifunctional intracellular cytokine staining, IFN-γ ELISpot, and ELISA in pre- and post-treatment blood samples.

Results: 
26 pts were enrolled. 15 pts received mP, two received EGFR TKIs. Most frequent AEs were mild to moderate injection-site reactions and flu-like symptoms. Two pts experienced BI 1361849-related grade 3 AEs (fatigue, pyrexia). No BI 1361849-related SAE or grade 4 AE was reported. Interim results indicate one confirmed PR in a patient receiving mP and SD in 13/25 evaluable pts (52%, 8 pts on mP, 3 pts without maintenance therapy, 2 pts on EGFR-TKI), with two pts showing remarkably long-lasting disease stabilization of up to 72 and 54 weeks, respectively. Shrinkage of lesions outside the irradiated field of ≥15% occurred in 7 pts, all but one receiving mP. Longitudinal assessment of tumor response allows for further insight into patterns of progression. BI 1361849 was capable of eliciting antigen-specific immune responses in the majority of the patients including both cellular and humoral immune responses.

Conclusion: 
BI 1361849 elicits antigen-specific immune responses and can be safely combined with local RT and mP treatment. Shrinkage of non-irradiated lesions and prolonged disease stabilization was observed in a subset of pts, mainly in combination with mP. Final clinical outcomes and analyses of cellular and humoral immune responses will be presented.