Aufzeichnung der Pressekonferenz 

Pressemitteilung der DGHO:

Innovationen für Patient*innen mit Krebserkrankungen – auch in der Pandemie!

 

Berlin, 2. Oktober 2021 – Die COVID-19-Pandemie läuft weiter. Die Versorgung von Menschen mit Krebserkrankungen und die Forschung im Bereich der Krebsmedizin aber auch. Deshalb bietet die gemeinsame Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie in einer Hybridveranstaltung vom 1. bis 4. Oktober 2021 sowohl vor Ort in Berlin als auch virtuell Informations-, Diskussions- und Fortbildungsmöglichkeiten zu den verschiedensten aktuellen Themen in der Hämatologie und Onkologie. Besondere Höhepunkte sind hochkarätig besetzte Vorträge zu brandaktuellen wissenschaftlichen und klinischen Fragestellungen. Die Jahrestagung deckt nicht nur die ganze Breite des Fachgebiets ab, sie blickt auch über ihren Tellerrand hinaus.

 

Hämatologie und Medizinische Onkologie 2021: Highlights des Programms
Prof. Dr. med. Andreas Mackensen, diesjähriger Kongresspräsident und Direktor der Medizinischen Klinik – Hämatologie und Internistische Onkologie des Universitätsklinikums Erlangen, freut sich über die Zusage international renommierter Referent*innen für die Plenarsitzungen. „Prof. Dr. Stefan Wrobel, Professor für Informatik an der Universität Bonn und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Intelligente Analyse- und Informationssysteme, hat uns in der Eröffnungsveranstaltung das KI-Projekt ‚Smart Hospital NRW‘ vorgestellt: Das Projekt soll den Weg für die Transformation von bestehenden Krankenhäusern zu intelligenten Einrichtungen der Zukunft (Smart Hospitals) ebnen. Weiterhin freuen wir uns sehr, dass wir PD Dr. med. Özlem Türeci gewinnen konnten, über die Entwicklung der RNA-Vakzine vom Tumor- zum Corona-Impfstoff zu berichten.“

 

Im Zentrum der Jahrestagung steht der Austausch über den aktuellen Stand der medikamentösen Tumortherapie. Wichtige Innovationen der letzten Jahre wie Immuncheckpoint-Inhibitoren und monoklonale Antikörper haben die Prognose für Patient*innen mit ganz unterschiedlichen Krebserkrankungen teilweise bedeutsam verbessert, können aber auch mit neuartigen Anforderungen bei der Therapiebegleitung einhergehen. In Zukunft werden die neuen Medikamente immer häufiger auch miteinander und mit verschiedenen gut etablierten Arzneimitteln kombiniert werden. „Besonders wichtig ist, über die bisherigen Erfahrungen des Einsatzes von CAR-T-Zellen für die derzeit hierfür zugelassenen Entitäten und eine mögliche Erweiterung auf andere Indikationen zu sprechen“, ergänzte der Kongresspräsident im Rahmen der Pressekonferenz.

 

Die ganze Breite des Fachgebiets wird im Programm der Jahrestagung deutlich. So diskutieren Expert*innen neben originär medizinischen Themen auch die Kontroverse zur ärztlich assistierten Selbsttötung. „Nach dem Bundesverfassungsgerichtsurteil im Februar 2020 stellen sich nicht nur grundlegende berufsrechtliche, sondern auch ethische und gesellschaftspolitische Fragen, die wir zur Diskussion stellen wollen“, erläuterte Mackensen. „Ebenso thematisieren wir im Rahmen von Fallvorstellungen das Thema Umgang mit Behandlungsfehlern.“

 

Des Weiteren wird der Themenkomplex Digitalisierung und künstliche Intelligenz im Rahmen der Jahrestagung von Expert*innen interdisziplinär und interprofessionell diskutiert. Weiterentwickelte Algorithmen ermöglichen eine immer bessere Auswertung großer digitaler Datensätze und unterstützen immer häufiger auch die klinische Entscheidungsfindung. „Digitale Anwendungen werden außerdem zunehmend bedeutsam, um das Management von Nebenwirkungen durch die elektronische Einbindung der Patient*innen zu verbessern“, so Mackensen.

 

Herausforderungen an die wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften
Die angerissene Themenfelder zeigen, dass die Hämatologie und Medizinische Onkologie zu den sich am rasantesten entwickelnden Fachgebieten in der gesamten Medizin gehört. Das stellt wissenschaftliche medizinische Fachgesellschaften vor große Herausforderungen. Denn: Der Wissenszuwachs im Bereich der Diagnostik und Therapie von hämatologischen und onkologischen Erkrankungen muss schnell in die Versorgung von Patient*innen integriert werden. Dazu müssen sich ändernde Diagnostik- und Therapiestandards seitens der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften so aufbereitet und den ärztlichen Kolleg*innen zur Verfügung gestellt werden, dass sie in ihrem klinischen Alltag auf diese für Patient*innen relevanten Informationen zugreifen können.

 

„Mit dem Onkopedia-Projekt haben wir uns dieser Herausforderung gestellt“, konstatiert Prof. Dr. med. Lorenz Trümper, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO und Vorstand Krankenversorgung der Universitätsmedizin Göttingen. „Gemeinsam mit unseren Schwestergesellschaften aus Österreich und der Schweiz wie auch mit Kolleginnen und Kollegen anderer Fachgebiete werden die gemeinsam erstellten Onkopedia-Leitlinien in einem zügigen Turnus aktualisiert. Damit definieren sie den Stand des Wissens und setzen evidenzbasierte Medizin in aktuelle Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie um.“

 

Besonders die in Onkopedia enthaltenen Algorithmen sind für den klinischen Alltag und die notwendigen Entscheidungen in der Hämatologie und Onkologie mittlerweile zu einem unentbehrlichen Instrument geworden. „Eine zentrale Anforderung für uns ist es, mit dem Fortschritt auch wirklich Schritt halten zu können. Das können wir nur interdisziplinär schaffen und auch nur dann, wenn wir das verfügbare Wissen teilen und es wenn möglich so aufbereiten, dass es für Kolleginnen und Kollegen auch schnell lesbar und damit umsetzbar ist. Nur dann profitieren unsere Patientinnen und Patienten vom rasanten medizinischen Fortschritt“, so Trümper weiter.

 

Antworten und Herausforderungen der onkologischen Versorgung – Österreichischer Krebsreport
Auf Initiative der OeGHO und der Österreichischen Krebshilfe wird aktuell der Österreichische Krebsreport erstellt, der am Weltkrebstag 2022 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Weitere onkologisch tätige Fachgesellschaften wurden zur Mitarbeit eingeladen, und durch die Statistik Austria und der Gesundheit Österreich GmbH ist eine valide Datengrundlage garantiert. „Der Österreichische Krebsreport wird eine sachlich fundierte Darstellung von Innovationen, Forschungsaktivitäten und versorgungsrelevanten Entwicklungen in der Versorgung von Krebspatientinnen und -patienten in Österreich beinhalten“, berichtete Prof. Dr. med. Wolfgang Hilbe, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung am Zentrum für Onkologie und Hämatologie der Klinik Ottakring in Wien. Der amtierende Präsident der OeGHO erläuterte, der Österreichische Krebsreport solle eine unabhängige und referenzierbare Informationsgrundlage für allfällige Diskussionen bezüglich der Krebsversorgung sein. „Die Zukunft der onkologischen Entwicklung soll auf Zahlen, Daten und Fakten aufbauen“, betonte Hilbe. „Als OeGHO wollen wir mit diesem Instrument einen wichtigen Beitrag für eine qualitätsorientierte Entwicklung leisten.“ Die Inhalte werden von einem Scientific Board ausgewählt und im interdisziplinären Redaktionsteam erarbeitet. Der Österreichische Krebsreport wird zukünftig jährlich am 4. Februar, dem Weltkrebstag, präsentiert werden. Dabei steht jedes Jahr ein bestimmtes Leitthema im Mittelpunkt. „Für das Berichtsjahr 2020/21 ist das die Corona-Pandemie und deren Konsequenzen für die onkologische Versorgung in Österreich“, erklärte Hilbe.

 

Patient*innenversorgung und Wissenschaft in Pandemie-Zeiten
Die COVID-19-Pandemie beschäftigt die Hämatologie und Onkologie in besonderem Maße. Patient*innen mit bösartigen hämatologischen Erkrankungen und mit fortgeschrittenen/metastasierten soliden Tumoren haben ebenso wie Patient*innen mit nicht malignen Erkrankungen unter immunsuppressiver Therapie ein signifikant erhöhtes Risiko, an einer COVID-19-Infektion zu versterben. Zu Beginn der COVID-19-Pandemie galt es also, das Risiko einer Ansteckung mit dem SARS-CoV-2-Virus zu minimieren und die Patient*innen bestmöglich zu schützen.

 

Trümper machte deutlich, dass sich die DGHO in Deutschland als „Stimme der Onkologie in COVID-19-Zeiten“ versteht. „Wir haben uns sofort nach Entdeckung des SARS-CoV-2-Virus intensiv mit der Thematik und der Relevanz für unsere besonders vulnerablen Patientinnen und Patienten auseinandergesetzt. Wir haben in nie dagewesener Geschwindigkeit die Onkopedia-Leitlinie ‚COVID-19 bei Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen‘ erstellt, die wir auch regelmäßig aktualisieren. Geschafft haben wir das auch durch die intensive Zusammenarbeit mit anderen wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften. Darüber hinaus geben wir regelmäßig Stellungnahmen beispielsweise zu COVID-19-spezifischen Gesetzesentwürfen ab.“

 

Darüber hinaus galt und gilt es aber auch, trotz der COVID-19-Pandemie die Innovationen des Fachgebiets schnell in die Versorgung der Patient*innen zu integrieren. „In diesen besonderen Zeiten kommt der engen Kooperation der medizinischen Wissenschaft mit der Versorgung von Patientinnen und Patienten eine wichtige Rolle zu“, erklärte Prof. Markus Manz, Past-President der Schweizerischen Gesellschaft für Hämatologie und Direktor der Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie am Universitätsspital Zürich. „Exemplarisch konnte das in der Hämatologie und Onkologie gezeigt werden: Trotz der COVID-19-Pandemie konnten die zahlreichen Innovationen – besonders in der medikamentösen Therapie – erfolgreich in die flächendeckende Versorgung von Patientinnen und Patienten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen integriert werden. Wissenschaft muss in Pandemie-Zeiten weitergehen und darf nicht stillstehen. Das gilt natürlich auch und ganz besonders für die Entwicklung der COVID-19-Vakzine, die in einem so vorher nie dagewesenen Tempo erfolgt ist.“

 

Mittlerweile ist COVID-19 bei der Behandlung von Patient*innen mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen eine von vielen möglichen Komorbiditäten, die bei der Therapie berücksichtigt werden müssen. Mit Blick auf die hohe Vulnerabilität von Patient*innen mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen betonte Manz: „Alle hier anwesenden deutschsprachigen Fachgesellschaften plädieren dafür, dass sich Patientinnen und Patienten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen gegen COVID-19 impfen lassen.“

 

Ausführliche Informationen unter: https://www.haematologie-onkologie-2021.com/

 

Über die DGHO
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. besteht seit über 80 Jahren und hat heute mehr als 3.800 Mitglieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologischer und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit ihrem Engagement in der Aus-, Fort- und Weiterbildung, mit der Erstellung der Onkopedia-Leitlinien, mit der Wissensdatenbank, mit der Durchführung von Fachtagungen und Fortbildungsseminaren sowie mit ihrem gesundheitspolitischen Engagement fördert die Fachgesellschaft die hochwertige Versorgung von Patient*innen im Fachgebiet.

 

Über die OeGHO
Die Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie hat sich zum Ziel gesetzt, die Betreuung von Patient*innen österreichweit an den höchsten Standard heranzuführen. Die OeGHO zählt als Fachgesellschaft aktuell ca. 800 Mitglieder, von denen ein Großteil Fachärzt*innen für Innere Medizin mit Additivfach Hämatologie und Internistischer Onkologie sind. Neben der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Ärzt*innen sowie Pflegekräften, der Festlegung von Standards für die Fachärzt*innenausbildung und Ausbildungsstätten und der Erarbeitung von Leitlinien will die OeGHO die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen allen an der Krebstherapie Beteiligten und die Forschung auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie aktiv fördern.

 

Über die SGMO
Die Schweizerische Gesellschaft für Medizinische Onkologie (SGMO) vereinigt als medizinische Fachgesellschaft Ärzt*innen, die auf die Erforschung, Diagnose und Behandlung bösartiger solider Tumoren und hämato-onkologischer Erkrankungen spezialisiert sind. Seit der Gründung der SGMO im Jahre 1999 hat ihre Mitgliederzahl stetig zugenommen und erreicht heute 402 ordentliche und außerordentliche Mitglieder. Die SGMO vertritt die standespolitischen Interessen der medizinischen Onkolog*innen und setzt sich für Forschung, Weiter- und Fortbildung ein.

 

Über die SGH
Die Schweizerische Gesellschaft für Hämatologie (SGH) ist die medizinische Fachgesellschaft der Ärzt*innen mit dem Facharzttitel Hämatologie. Sie hat folgende Zielsetzungen: Die Förderung der Hämatologie in der Schweiz, die Forschungsförderung, die Weiter- und Fortbildung und die Wahrung der beruflichen Interessen der Hämatolog*innen in der Schweiz sowie die Förderung der Kollegialität unter den Mitgliedern. Die SGH zählt 325 Mitglieder.